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Reisefieber

oder

Wie Bonusmeilen und eine Einladung mein Leben veränderten


Irgendwie hatte ich nach der Schule noch so gar nichts am Hut mit Reisen. Um ehrlich zu sein, bin ich bis dahin noch nicht einmal mit einem Flugzeug geflogen und höchstens mal zu Kurztrips mit dem Auto ins benachbarte Ausland mitgefahren.

Ein glücklicher Zufall und ein Praktikumsplatz haben mir und meinem Leben einen Drift in eine andere Richtung gegeben. Nach der Schule hatte ich alles andere als einen Plan, was ich denn jetzt beruflich gerne mit meiner Matura (in Deutschland würde man Abi sagen) machen möchte. Einfach mal irgendwas im Büro!


Bei einer international tätigen Firma fand ich einen Praktikumsplatz in der Revision. Nach einiger Zeit war in einer anderen Abteilung Not am Mann und ich wurde auch dort eingesetzt. In der internen Reisestelle ging es dann los mit Hotelbuchungen, Flugreservierungen, usw. Die Arbeit machte mir großen Spaß und ich war so gut darin, dass ich wenig später in der Abteilung fix aufgenommen wurde und so zu einer der Travel Managerinnen der Firma wurde. Meine Kollegen und KollegInnen durfte ich rund um die Welt schicken. Je kniffliger die Fluganfrage war, desto spannender wurde es für mich. Hin und wieder bekam ich Bilder von fernen Länder oder die Reisenden erzählten mir von ihren Dienstreisen und den Städten in denen sie waren.

Ich selbst war aber noch immer nicht geflogen.


Eines Tages machte mir ein Kollege ein Angebot. Er hätte übrige Bonusflugmeilen, die ich gerne verwenden könne, wenn ich wollte. Ich recherchierte, wo ich damit hinfliegen könnte. Es war S0mmer und ich träumte schon immer vom Urlaub am Meer. Und viel kosten sollte es auch nicht, da mein Gehalt noch nicht so hoch war. Irgendwie fiel meine Entscheidung auf Varna in Bulgarien und das Schwarze Meer. Das Hotel am Meer und den Transfer buchte ich über das Reisebüro, mit dem ich auch beruflich zusammenarbeitete und dann ging es auch schon los. Mit meinem damaligen Freund genoss ich das erste Meererlebnis am Goldstrand und erkundete bei Wanderungen das Hinterland. Ganz ohne Angst vor Sprachbarrieren oder der Fremde bin ich damals schon losgereist und habe das Land erkundet.


Was soll ich sagen... diese Reise hat mein Leben geprägt. Mich machte dieses Erlebnis so neugierig auf andere Kulturen, fremde Länder und neue Landschaften.

Diese Neugier ist bis zum heutigen Tag geblieben.


Jahr für Jahr kamen weitere Reiseerlebnisse dazu. Der Partyurlaub auf Mallorca mit meiner besten Freundin, ein All-Inclusive Erlebnis in Ägypten (hier habe ich festgestellt, dass das nicht so mein Ding ist), Badeurlaub an der oberen Adria in Italien und noch einige Abenteuer mehr.


Bis dahin war das nur ein Austesten, welche Art von Reisen mir liegt, denn dann kam eine Einladung. Eine beiläufige Frage von einer Kollegin, die ich sehr gerne mochte. Wir telefonierten manchmal per Skype, denn sie leitete gemeinsam mit ihrem Freund die Außenstelle unserer Firma in Sydney. "Komm uns doch mal besuchen!", sagte sie. Ich fing an zu überlegen. Australien war ein großer Traum. Doch konnte ich dort einfach so allein hinfliegen? Kann man alleine reisen? Ich hatte zu diesem Zeitpunkt keinen Freund oder auch keine Freunde, die mit mir nach Australien fliegen würden. So viele Zweifel und Ängste machten sich breit. Aber irgendwie spürte ich, dass das ein "Einmal-im-Leben-Moment" ist. Eine Chance, die ich so schnell nicht wieder haben werde. Ich fragte mich: "Verzichte ich auf Abenteuer und eine Leidenschaft, nur weil ich niemanden habe, der sie mit mir teilt? Oder probiere ich es einfach aus und lasse mich auf ein großes Abenteuer ein?"


Fast 11 Jahre ist es mittlerweile her, dass ich das Abenteuer gewagt habe. Ich habe meine Kollegin, die später zu einer besonderen Freundin wurde, in Sydney besucht. 3 Wochen war ich quer durch dieses wundervolle und einzigartige Land unterwegs. Großteils allein und irgendwie auch doch nicht. In dieser Zeit habe ich Erfahrungen gemacht, die mir niemand mehr nehmen kann. Erfahrungen, die mein Leben, meinen Beruf und meine Persönlichkeit so unglaublich verändert haben. Diese Erfahrungen und all die Momente, die ich in diesen 3 Wochen gesammelt und erlebt habe, zaubern mir, wenn ich mich zurückerinnere, auch jetzt beim Schreiben noch immer ein Lächeln ins Gesicht.



Um von dieser Reise und den Erfahrungen des Alleinreisens zu schreiben, bedarf es einem eigenen Blogbeitrag. Soviel sei jedoch gesagt, liebe Leserin, lieber Leser, wenn du mit dem Gedanken spielst, alleine zu reisen, kann ich dir den Tipp geben: TU ES!



Ich arbeitete noch ein paar Jahre im Travel Management, stellte dann aber fest, dass mir die Arbeit im Büro irgendwie nicht genug gibt. Die Jahre danach versuchte ich immer mehr, meine Leidenschaft Reisen in meinen Beruf zu integrieren. Ich wechselte in einen neuen Beruf, wurde Reiseberaterin und machte eine Ausbildung zur Reiseleiterin. Und so ergab sich Stück für Stück der Weg in die Selbstständigkeit.


Nach vielen Jahren und unzähligen Reisen mehr bin ich noch immer verliebt in das Entdecken neuer Orte, das Kennenlernen von Menschen, die eine andere Lebensweise haben und das Eintauchen in andere Kulturen und Gewohnheiten. Ich liebe es mehr zu sehen, als ein Tourist bei einer gewöhnlichen Rundreise sehen würde, länger zu bleiben als üblich. Ich gehe gerne auf Entdeckungsreise oder laufe ohne Stadtplan drauf los und lasse mich treiben. Und irgendwie komme ich dann immer genau dahin, wo mir das Herz vor Freude an der Schönheit und Fülle fast zerspringt.


Foto: Träumerherz Fotografie


Wie sagte Christian Morgenstern:

Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet. Je mehr jemand die Welt liebt, desto schöner wird er sie finden.


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